Die Tulpe wurde in Europa im 16. Jahrhundert vom flämischen Diplomaten Augier (Ogier) Ghislain de Busbecq (1522-1591) eingeführt. Der 1522 in Comines, das damals zum Reich Karls V gehörte, geborene Ogier war ein guter Student, besuchte mehrere europäische Universitäten und sprach fließend sieben Sprachen.
Ferdinand von Österreich, König von Böhmen und Ungarn (Bruder Karls V) entsendet Busbecq als Botschafter nach Konstantinopel zum gefürchteten Sultan Suleiman II dem Prächtigen (1494-1566). Er soll einen Waffenstillstand mit ihm aushandeln. Die christliche Welt fühlt sich bedroht. Das Osmanische Reich ist auf dem Höhepunkt seiner Macht, besetzt Nordafrika, Syrien, Persien, nicht zuletzt Griechenland, den Balkan und Ungarn. Es wurde erst vor den Toren Wiens im Jahre 1529 von den Armeen Karls V angehalten.
1554 geht Busbecq erst nach Wien und danach nach Konstantinopel zum Sultan Suleiman der in Anatolien ist. Busbecq reist zu ihm und kehrt mit einem für ein halbes Jahr geltenden Waffenstillstand zurück.
Anfang 1556 beauftragt Ferdinand ihn mit einer neuen Mission. Busbecq reist in die Türkei und bleibt dort bis 1562. Er kehrt nach Wien mit einem Vertrag über einen achtjährigen Waffenstillstand, mit dem Ferdinand Ungarn zurückerhält, zurück. Der brillante Diplomat, Botanik und Naturkundler Busbecq interessiert sich für alles, was ihn umgibt. Bei seinem ersten Aufenthalt in Anatolien 1554 hatte er blühende Tulpen gesehen und Tulpenzwiebeln erworben, die er den kaiserlichen Gärten in Wien schenkte. Die Tulpe, die Lieblingsblume Suleimans des Prächtigen, verdankt ihren Namen dem türkischen Wort „tülbend“ (Turban), dem die Blumen ähnelt.
Der weise Botaniker Charles de L’Escluse – Carolus Clusius (Arras 1526-Leyden 1609) war Hofarzt des Königs Ferdinand und kümmert sich von 1573 bis 1592 um die Wiener Hofgärten. Dort bemerkte er die Tulpe und, verzaubert von dieser schönen Blume, setzte sich daran, eine Tulpensammlung anzulegen. Als er in Leyden den Lehrstuhl für Botanik erhielt, nahm er die Tulpensammlung nach Holland mit. L’Escluse ist der Schöfper eines der ersten botanischen Gärten Europas, des Hortus Botanicus in Leyden und kann sowohl als der erste Mykologe der Welt sowie als auch der Begründer des Gartenbaus betrachtet werden. Die Tulpe wurde zu einem Symbol des Reichtums. Sie erscheint auf Blumengemälden und wird abgebildet auf Delfter Porzellan.
Die Tulpomanie bezeichnet die übertriebene Verbreitung der Tulpe nach dem Einbruch des Tulpenzwiebelpreises im Norden der Vereinigten Provinzen in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. Auf dem Höhepunkt des Tulpenwahns Februar 1637 wurde eine Tulpenzwiebel für rund das Zwanzigfache des Jahreslohnes eines Fachhandwerkers gehandelt. Die Tulpe machte Reiche und Bitterarme. Die Regierung griff im Jahre 1637 ein, um Tulpengeschäfte zu unterbinden. Einige Historiker bezeichnen diese Krise als erste „Spekulationsblase“ der Geschichte.